Werke | Auswahl
Viele tausend Jahre später als heute: Die Menschen leben wieder in der Urgesellschaft. Naiv, glücklich, der Natur ausgeliefert und dem Priester Wumm, der sie mit Hilfe der von ihm erfundenen Götter manipuliert. Bis aus einem Felsspalt der Abteilungsleiter eines Warenhauses aus dem Jahr 1920 kommt. Sofort erkennt Wumm die neue Chance: Er macht den Mann zum neuen Gott, zur „Schwarzen Sonne“. Auch er ist nur der Spielball Wumms, aber er spielt das Spiel nicht mit. Der nach so langem Schlaf Erwachte begreift sich als Relikt einer fragwürdigen Zivilisation: „...ich bin der tadellos konservierte, auferstandene Urmensch der parlamentarisch-konservativen, christlich-militärischen Revolutionsepoche.“ Gott zu sein, lehnt er ab. Schließlich findet man den Eingang in das Kaufhaus. Jetzt haben alle, was vorher nur die „Schwarze Sonne“ besaß, die Attribute seiner „Göttlichkeit“: Schuhe, Anzug, Hut etc. Aber die Menschen müssen die Erfahrung machen, daß sie der Besitz all dieser Dinge nicht glücklicher macht, im Gegenteil. Und die „Schwarze Sonne“ lehrt die Menschen nun, auf all den Zivilisationsplunder zu verzichten und ohne Gott zu leben. „Die Schwarze Sonne“ ist eine zivilisationskritische Komödie, kräftig und skurril in der Figurenzeichnung und überraschend heutig in ihrem szenischen Witz.
Die Schrankkomödie
In einer kleinen Stadt kämpfen Kreisarzt und andere Ärzte, einschließlich einiger Honoratioren der Stadt, gegen den „Heilpraktiker“ Forstrat a. D. Ohm Kay. Bestimmte Krankheiten heilt er mit vielen Heilkräutern wesentlich besser als die Ärzte und betreibt dazu eine ziemlich sichere Augendiagnostik. Die Ärzteschaft versucht, ihm alle möglichen Fallen zu stellen, geht sogar so weit, ihm vorzuwerfen, am Tod einer alten Frau nach ihrem dritten Schlaganfall schuldig zu sein. Insgeheim gehen aber auch die Gattinnen mit ihren diversen Leiden zu ihm. Nach einigen amüsanten Zwischenfällen kommt es am Schluß doch zu einer vergnügten allgemeinen Versöhnung. Ohm Kay hat die Ärzte überzeugt, daß nicht nur die wissenschaftliche Medizin allein sämtliche Leiden heilen kann.
Christa Uhlig
Gesundheitsratgeber als Erziehungshilfe? - FRIEDRICH WOLFS „Die Natur als Arzt und Helfer“ >> PDF zum Lesen
Ein Schauspiel
„Tai Yang erwacht“ thematisiert den Shanghaier Aufstand der Weberinnen im Jahr 1927. Im Mittelpunkt steht die junge Arbeiterin Tai Yang, die sich erst nach einigen Erfahrungen zur revolutionären Arbeiterbewegung bekennt. Als Geliebte eines brutalen Fabrikherrn gelingt es ihr, eine bessere Bezahlung und Behandlung der Arbeiter zu erlangen. Sie erlebt die Mißhandlung einer Arbeiterin. Der Fabrikherr fordert Tai Yang auf, ihm bei der Suche nach plötzlich auftretenden Flugblattverteilern zu helfen. Als dann der von Tai Yang heimlich geliebte Arbeiter Wan vor ihren Augen gefoltert wird, entscheidet sie sich für ihn und die Revolution. Mit ihrer Hilfe entkommt Wan, nachdem sie vorher ihren Bruder, der für den Fabrikherrn Tschu Fu arbeitet, getötet hat. Wan plant nun einen sofortigen Aufstand, der durch einen von Tai Yang in die Fabrik geschmuggelten Aufruf bekannt gegeben wird. Die Arbeiterinnen schützen Tai Yang vor den Gegenmaßnahmen Tschu Fus. Der Aufstand bricht aus. „Tai Yang erwacht“ wurde im Jahr 1931 als Eröffnungsvorstellung der „Jungen Volksbühne“ uraufgeführt. Diese Aufführung ist die einzige Inszenierung des Stückes vor 1933 in Deutschland und die letzte Arbeit von Piscator vor Hitlers Machtübernahme.
henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin
Ein Schauspiel
Anfang 1918. Die Matrosen des Panzerkreuzers "St. Georg" sind kriegsmüde. Da kommt der Bootsmannsmaat Franz Rasch mit Nachrichten über Streiks in verschiedenen Städten der österreichischen Monarchie. Unter dem Eindruck dieser Nachrichten entwerfen die Matrosen eine Resolution, in der sie Friedensverhandlungen, bessere Verpflegung, die Wahl von Vertrauensleuten u.a. verlangen. Gleichzeitig vereinbaren sie ein illegales Treffen mit Vertretern der anderen Schiffe, die in der Bucht von Cattaro liegen. Doch die Resolution gelangt in die Hände der Offiziere, und es kommt zu Auseinandersetzungen. Ein kraftvolles Theaterstück und eines der großen Werke der revolutionären Dramatik in Deutschland.
henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin
Versailles und Paris, 1778 bis 1789. Der Schriftsteller und Spekulant Beaumarchais macht abenteuerliche Finanzaktionen, er gewinnt und verliert, schreibt seine weltberühmte Komödie "Der tolle Tag oder Die Hochzeit des Figaro" und wird von der Königin geliebt. Wegen antifeudaler Tendenzen wird er eingesperrt, kommt aber durch Volksbegehren wieder frei. Durch zweifelhafte Geschäfte zu Geld gekommen, baut sich Beaumarchais gegenüber der berüchtigten Bastille ein Palais. Er sinkt in der Gunst des Volkes. Man wirft ihm sogar vor, Gewehre gegen das Volk an den König geliefert zu haben. Als am 14. Juli 1789 Paris zu den Waffen greift und die Bastille stürmt, flieht Beaumarchais aus der Stadt. Der Dichter ist hinter seinem Werk zurückgeblieben, aber sein Werk lebt fort auf den Straßen und Märkten von Paris, wo eine der großen Revolutionen der Weltgeschichte ihren Anfang nimmt.
henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin
Der Mann mit der Regenbogenfahne
Ein Schauspiel
Thomas Münzer ist Pfarrer von Allstedt. Er beweist den Bauern und Bergknappen mit der Heiligen Schrift, daß sie um ihre Rechte kämpfen müssen. Und schon hat der Graf von Mansfeld seinen Bauern den Besuch der Predigten untersagt. Aber die Erbitterung des Volkes wächst, zumal aus Schwaben Nachrichten über gestürmte Schlösser eintreffen. Münzer geht nach Schwaben, wo 1200 Bauern unter Waffen stehen. Jetzt ist er zum Kampf entschlossen, denn der Herzog von Sachsen hat getroffene Verabredungen inzwischen verraten. Drei Monate ist Münzer in Schaben unterwegs, um die Aufständischen zu unterweisen und neue Kampfschriften zu verfassen. Da erreicht ihn die Nachricht, daß in Allstedt alles zum Aufstand bereit ist. Er kehrt zurück, um sich dem Aufstand zu widmen. Schließlich gerät Münzer in Gefangenschaft; er wird sterben, aber er wird ungebrochen sterben. „Thomas Münzer“ ist Friedrich Wolfs letztes großes Historiendrama. Das Stück zeichnet sich durch seinen authentischen Hintergrund und ein großes Panorama von Figuren aus. Es ist eines der bedeutendsten Geschichtsdramen der deutschen Nachkriegsliteratur.
henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin
Gesammelte Werke in 16 Bänden
hrsg. von Walther Pollatschek und Else Wolf, Aufbau-Verlag Berlin 1960/1967, darin Dramen, Aufsätze, Gedichte, Hörspiele, Romane, Fabeln, Satiren, Märchen, Tiergeschichten, Erzählungen, autobiographische Skizzen, Hörspiele
Literatur zu Friedrich Wolf | Auswahl
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Christel Berger: Friedrich Wolf 1953.
Edition Schwarzdruck Berlin 2006 -
Lew Hohmann: Friedrich Wolf. Bilder einer deutschen Biographie. Dokumentation. Henschelverlag Berlin 1988
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Henning Müller: Friedrich Wolf. Weltbürger aus Neuwied.Verlag Peter Kehrein Neuwied 1988
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Henning Müller: Friedrich Wolf, Jüdische Miniaturen. Hentrich&Hentrich, Berlin 2009
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Lutz Neitzert: Verzeiht, daß ich ein Mensch bin. Leben und Werk des Arztes und Dramatikers Friedrich Wolf. Neuwied 1998
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Emmi Wolf und Brigitte Struzyk (Herausgeberinnen):
Auf wieviel Pferden ich geritten … Der junge Friedrich Wolf. Eine Dokumentation. Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 1988