Ein Haus, das lebt!
Ein Haus, das lebt!
Die Friedrich-Wolf-Gedenkstätte ist regelmäßig
freitags von 12 bis 16 Uhr geöffnet.
Besuche und Führungen sind außerdem auch nach vorheriger Terminvereinbarung und Anmeldung
sowie auch vor und nach Veranstaltungen möglich.
Die Friedrich-Wolf-Gedenkstätte in Lehnitz
Nur wenige Kilometer von Berlin entfernt finden literarisch und geschichtlich Interessierte die Friedrich-Wolf-Gedenkstätte in Lehnitz, einem Ortsteil von Oranienburg. Das Wohnhaus des Schriftstellers Friedrich Wolf und seiner Frau Else ist Museum und gleichzeitig lebendiger Ort für Lesungen, Gespräche, Diskussionen, Schulprojekte, Ausstellungen, Gartenfeste und vielfältigen Begegnungen. Besucher erlebten unter anderen Günther Gaus, Egon Bahr, Hans Modrow, Hermann Kant, Fritz-Rudolf Fries, Otto Bräutigam, Klaus Schütz, Volker Braun, Ursula Karusseit mit Markus Wolf, Hilmar Thate und Angelika Domröse, Edzard Reuter, Otto Mellies, Carmen-Maja Antoni und viele andere Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kultur. Die Gedenkstätte steht unter der Obhut der Friedrich-Wolf-Gesellschaft, die sich um eine produktiven Aneignung und Pflege des Erbes von Friedrich Wolf und einen vielfältigen kulturellen und gesellschaftlichen Diskurs bemüht.
Das umtriebige Leben des Schriftstellers ist bei einem Rundgang durch das Haus im Alten Kiefernweg 5 nacherlebbar. Es ist fast im Originalzustand erhalten und macht den Eindruck, als wären die Bewohner zu einem Spaziergang unterwegs. Als Wolf zu seinem 60. Geburtstag aus seiner winzigen Berliner Wohnung in das Siedlungshaus umziehen konnte, wurde die Inneneinrichtung von der bekannten holländischen Innenarchitektin Ida Liefrink-Falkenberg in der von Wolf bevorzugten Bauhaustradition eingerichtet. Aus der Arbeit im Haus entstand eine lange Freundschaft mit Else Wolf. Heute erzählen Familienbilder und Andenken aus dem russischen Exil genauso wie die Schreibmaschine, das Arzneischränkchen mit homöopathischen Mitteln oder die Bücher der Bibliothek. Am runden Esstisch der Familie versammelten sich Freunde, Künstler, Politiker, Schüler und natürlich die zahlreichen Mitglieder der. Großfamilie Wolf.
Die Gedenkstätte ist als Einzeldenkmal auch Bestandteil einer denkmalgeschützten Siedlung, an deren schwierige Baugeschichte durch Häftlinge des KZ Sachsenhausen bei Führungen erinnert wird. Die Häuser wurden an Offiziere der Luftwaffe vergeben. Nach der Befreiung waren folgerichtig ehemalige Häftlinge zur Genesung in den Häusern untergebracht. Heute befragt, wie Wolf in so einem belasteten Haus leben konnte, war die damalige Entscheidung, einen Teil der Häuser an Antifaschisten zu vergeben, sicher ein einsichtiger Grund, dass Friedrich Wolf aus seiner kleinen Wohnung in die sogenannte Waldsiedlung zog, um Zeit und Ruhe für seine schriftstellerischen Arbeiten zu gewinnen. Doch auch diese Zeit wurde unterbrochen, als er 1949 zum ersten Botschafter der DDR in Polen ernannt wurde. Nach anderthalb Jahren bittet er um sein Entlassung und versucht, neben den zahlreichen Verpflichtungen im Kulturbetrieb weiter an dem Stoff über Thomas Münzer zu arbeiten.
Doch viel Zeit ist ihm nicht vergönnt. Bei einer schweren Grippe unterliegt der Arzt dem Schriftsteller; Wolf fährt zu einer Generalprobe und hält eine Festrede zum 125. Geburtstag des Reclam-Verlages in Leipzig. Sein Herz konnte dieser Überforderung nicht standhalten.
Nach dem Tode Friedrich Wolfs am 5. Oktober 1953 baute Else Wolf mit der Akademie der Künste das Archiv des Schriftstellers auf, und in ihrem Vermächtnis wurde das Haus dem Volk der DDR geschenkt und in die Verantwortung der Akademie der Künste gegeben. Die Söhne Markus und Konrad Wolf bekräftigten nach dem Tod der Mutter dieses Vermächtnis, das später dem neuen Rechtssystem nicht standhalten konnte. Nach einer langen Zeit der Unsicherheit konnte die Friedrich-Wolf-Gesellschaft als Eigentümerin der Gedenkstätte eingetragen werden. Es ist eine Lust, diesen geschichtsträchtigen Ort mit Leben zu füllen. Es ist auch eine finanzielle Last der Werterhaltung eines denkmalgeschützten Hauses und der Unterhaltung eines kulturell umtriebigen Eigenlebens, das weit ins Land hinaus strahlen soll.
Kernstück der Arbeit der Friedrich-Wolf-Gesellschaft bleiben die Veranstaltungen im Wohnzimmer sowie im großen Garten der Familie Wolf, zu denen interessante Gäste zu Lesungen oder den "Lehnitzer Literaturgesprächen" eingeladen sind. Eine Stunde vor Beginn können sich die Besucher mit kundiger Führung im Haus und im Ausstellungsraum umschauen, bei Kaffee und Wein ins Gespräch kommen. Treten Sie ein und seien Sie unser Gast.
Tatjana Trögel
Das Haus am Alten Kiefernweg war stets ein offenes Haus. Schon zu Friedrich und Else Wolfs Zeiten. Seit nunmehr fast 30 Jahren ist es Heimstatt der Friedrich-Wolf-Gesellschaft und damit ein Ort der Begegnungen. Prominente finden zum Zwiegespräch mit den Besuchern: Schriftsteller lesen aus ihren Neuerscheinungen, Politiker vertreten ihre Meinung, Schauspieler erzählen von ihren Filmen, Zeitzeugen erinnern sich, Historiker beleuchten die Geschichte, Kinder lassen sich von Auguste, Bummi und Pit Pikus begeistern. Und immer wird das Erbe des Schriftstellers lebendig. Vor allem die traditionellen Frühlingsfeste ziehen Besucher aus nah und fern an. Ein Haus und ein Garten – in denen Vergangenheit und Gegenwart vereint sind.
Service
Anschrift
Alter Kiefernweg 5, Lehnitz
16515 Oranienburg
Öffnungszeiten
jeden Freitag von 12 bis 16 Uhr
Eintritt
Führungen: 4 Euro | ermäßigt 2 Euro
Lesungen: 8 Euro | 6 Euro für Mitglieder
Gruppen: nach Vereinbarung
Kontakt
Tel.: 03301-524480
E-Mail: kontakt@friedrichwolf.de
Wir danken für die Förderung durch die Stadt Oranienburg