Das Wohnhaus Friedrich Wolfs

Das Wohnhaus Friedrich Wolfs

Im ehemaligen Wohnhaus von Else und Friedrich Wolf in Lehnitz bei Berlin verbinden sich Erinnerung und reges kulturelles Leben miteinander. Die Wohn- und Arbeitsräume, Haus und Garten präsentieren sich seit 2005 wieder im selben Zustand wie zu Lebzeiten des Dichters.
 
Nach dem Einzug 1948 beauftragten Else und Friedrich Wolf die renommierte Innenarchitektin Liv Falkenberg (1901 - 2006), die Ausstattung ihres Hauses zu entwerfen. Liv Falkenberg führte diese Aufgabe im Sinne der Auftraggeber in der Tradition des Bauhausdesigns aus. Die Friedrich-Wolf-Gedenkstätte besitzt – und das ist einmalig – eine komplette Wohnausstattung der Architektin: Liv Falkenberg entwarf für das Arbeitszimmer von Friedrich Wolf einen Schreibtisch mit dazugehörigem Stuhl und mehrere Bücherregale sowie für das Zimmer von Else Wolf den Schreibtisch, den Schrank und die Bücherregale. Für das Wohnzimmer des Hauses erarbeitete sie eine Anrichte und einen großen runden Esstisch mit dazu passenden Stühlen sowie mehrere Regale für die umfangreiche Bibliothek der Wolfs. Alle Möbel sind bis heute erhalten und am ursprünglichen Platz.

Liv Falkenberg war in den zwanziger Jahren im Büro des Rotterdamer Stararchitekten J. J. Oud tätig gewesen und hatte dort Möbel für die legendäre Weißenhofsiedlung in Stuttgart entworfen. Sie hatte den avantgardistischen Vereinigungen Opbouw und De 8 angehört und in den Deutschen Werkstätten Hellerau gearbeitet. So verwundert es nicht, dass ihre Möbel für die Familie Wolf klar in der Linienführung, äußerst praktisch und schön sind. Das Wohnzimmer beherbergt eine große Bibliothek, die 2005 neu geordnet und archiviert wurde. In der Gedenkstätte befinden sich einmalige Erstausgaben und Publikationen, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Aber auch einzelne Werke aus dem 18. Jahrhundert sind vorhanden. Eine besondere Sammlung bilden die Kinderbücher mit Märchen und Tiergeschichten von Friedrich Wolf.

Das Arbeitszimmer im oberen Geschoss erweckt den Eindruck, als habe es der Schriftsteller nur für einen kurzen Moment verlassen. Die von ihm täglich genutzten Gegenstände – Schreibmaschine, Pfeifen, Notiz- und Telefonkladden sowie seine Sportgeräte und Familienfotos – verblieben an ihrem Platz. Der Schreibtisch ist raumgreifend. Unter der Schreibplatte ist viel Platz für die Ablage von Papieren und Zeitungen. In den vielen Schubfächern legte Friedrich Wolf Manuskripte und Notizzettel ab, die für seine literarische Arbeit wichtig waren.

Seit einigen Jahren finden im Haus am Alten Kiefernweg 5 regelmäßig Veranstaltungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene statt. Literaten und Publizisten stellen ihrer Bücher vor. Schulklassen führen Projekttage durch, kommen zu Führungen, hören Vorträge über das Schaffen Friedrich Wolfs und lauschen seinen Märchen und Tiergeschichten. Favorit im Dezember ist natürlich „Die Weihnachtsgans Auguste“.

Alljährlich lädt die Friedrich-Wolf-Gesellschaft zum Frühlingsfest mit vielen prominenten Gästen in den weitläufigen, schattigen Garten der Gedenkstätte ein. Und stets im Oktober vereinen die Friedrich-Wolf-Tage Mitglieder und Freunde der Friedrich-Wolf-Gesellschaft an Wirkungsstätten des Dichters zu Symposien und zum Gedankenaustausch.

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